Mit Sterbenden übers Leben reden. Episode 4 mit Wolfgang Baier

Wieso man als Hospizbegleiter viel Wertvolles über das Leben erfahren kann

Wolfgang Baier hat den Großteil seines Berufslebens als Kinderarzt gearbeitet. In einem Beruf also, der sich mit dem Anfang des Lebens beschäftigt. Im Rentenalter hat er eine andere Berufung gefunden: als Hospizhelfer Menschen am Ende ihres Lebens zu begleiten.

Triggerwarnung: Diese Episode von Emerenz. Der Podcast handelt von Sterben und Tod. Solltest du dieses Thema als belastend empfinden, höre diese Episode nicht oder nicht alleine. Im Abschnitt zwischen 24:51 und 25:42 geht es um den Tod einer jungen Mutter. Überspring diesen Teil des Gesprächs, wenn du dich mit diesem Thema unwohl fühlst.

Das Leben gehört zum Tod, der Tod gehört zum Leben. Davon ist Wolfgang Baier überzeugt. Deshalb macht es ihm keine Angst, sich mit den verschiedenen Stadien des Lebens, vom Anfang bis zum Ende, auseinanderzusetzen. „Im Berufsleben habe ich mich nur mit dem Anfang des Lebens beschäftigt. Für mich war es das Wichtigste, danach zu lernen, wie es am Ende ausschaut. So schließt sich der Kreis“, sagt der Passauer. Vor einigen Jahren hat er sich zum Hospizbegleiter ausbilden lassen. Er hat schwerkranke Menschen auch längere Zeit begleitet. Heute arbeitet Wolfgang Baier vor allem auf der Palliativstation als Begleiter Sterbender.

Als Hospizhelfer ist Wolfgang Baier nicht Berater, sondern Zuhörer. Seine wichtigsten Tätigkeiten sind schweigen und zuhören. Sein Ziel ist es, eine Beziehung zu den Menschen am Lebensende aufzubauen. In der Palliativstation macht Wolfgang Baier die Tür des Klinikzimmers auf, trifft auf einen neuen Patienten auf und muss dann schnell erkennen: Ist diese Person bereit für die Begegnung, ist ein Gespräch erwünscht? Im Gespräch mit Emerenz. Der Podcast erzählt er, was die Menschen ihm in ihren letzten Stunden erzählen und was das mit ihm und seinem Blick aufs Leben macht.

„Das Leben wird wertvoller, wenn man sich mit dem Sterben und dem Tod beschäftigt“, findet Wolfgang Baier. Er findet die starke Polarisierung nach dem Motto „hier ist das Leben, dort ist der Tod“ falsch. Von der Geburt bis zum Tod sei das Leben eine Metamorphose.

Wolfgang Baier. (Foto: Julia Baier)

Hier kannst du dich über das Thema Hospizarbeit informieren:

Hospizverein Passau e. V.: https://hospizverein-passau.de/

Der Hospizverein Passau e. V. hat derzeit 380 Mitglieder. 65 Frauen und Männer begleiten Sterbende und Trauernde ehrenamtlich. Der Hospizverein kann jederzeit Unterstützung in Form von Spenden und ehrenamtlicher Arbeit brauchen.

Hospize in Niederbayern:

St. Ursula Hospiz Niederalteich: https://www.hospiz-niederalteich.de/en/

Hospizverein Rottal-Inn e. V.: https://www.hospizverein-rottal-inn.de/ (Hospiz in Planung/Bau)

Hospiz Vilsbiburg: https://www.lakumed.de/fuer-patienten-besucher/hospiz-vilsbiburg

Ambulantes Kinderhospiz München: https://www.kinderhospiz-muenchen.de/ – mit Zentrum Niederbayern in Landshut und (teil)stationärem Kinderhospiz Haus Anna in Eichendorf

Buchtipps von Wolfgang Baier:

Prof. Dr. Claudia Bausewein: „99 Fragen an den Tod. Leitfaden für ein gutes Lebensende“

Gabriele von Arnim: „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ (Tipp von Wolfgang: Das Buch startet schwer lesbar, wird mit der Zeit aber immer besser)

Stefan Weiller: „Letzte Lieder. Sterbende erzählen von der Musik ihres Lebens.“

Gian Domenico Borasio: „Selbstbestimmt sterben“


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